Pit über kranke Gesundheitspolitik

pits aktueller Kommentar 12-11

 

„Mehrkostenregelung“ bei Arzneimitteln


Ja, so heißt eine Regelung der gelb-schwarzen Gesundheitsreform, ganz unver„blümt“. Entgegen der üblichen Praxis, Sachverhalte sprachlich zu beschönigen. Etwa beim „Sozialausgleich“ für von Mehrkosten durch hohe KK-Zusatzbeiträge Betroffene, absehbar zunehmend Geschröpfte. Der nicht wirklich „ausgleicht“, Soziales vortäuscht. 

Der DGB informierte in „Das bringt 2011“.

„Wer in der Apotheke ein Medikament wählt, das teurer ist als mit der Krankenklasse im Rabattvertrag vereinbart, muss die Mehrkosten selbst tragen. Das kann für die Patienten teuer werden, denn die Rabatte betragen bis zu 80 % des Herstellerpreises.“

„Wer nicht will, muss ja nicht“, beschwichtigt ver.dis PUBLIK. Ich lasse mir keine Kreuzchen auf dem ärztlichen Rezept für das gewohnte Blutdruckmedikament mehr machen, seit mir einmal in der Apotheke eine fast doppelt so hohe Zuzahlung wie üblich abverlangt wurde. 

Ich erkenne da auch für Versicherte und Krankenkasse unnötige Mehrkosten, weil es sich um wirkstoffidentische. Präparate handelt.

Freilich machen manche Patienten unterschiedliche Wirkungen bei den wirkstoffgleichen, doch aber unterschiedlich geformten, eventuell gar andersfarbigen Pillen aus. Subjektiven Empfindungen ist schwer zu widersprechen. Und die Akteure des Gesundheitsmarktes lassen keine Gelegenheit aus, daraus bare Münze zu schlagen.

Zur ärztlichen Therapie gehört nach einem verbreiteten Verständnis auch das vom Arzt konkret benannte, „verschriebene“ Medikament. „Wer wird eine vom Arzt angebotene Therapie oder das verschriebene Medikament ablehnen, wenn er damit vielleicht seine Gesundheit riskiert?“ schieb die ApothekenUmschau 02/11. Weiter: Die Apotheker müssten vielen Kunden erklären, warum sie ihr gewohntes Medikament nicht mehr erhalten oder, falls sie es dennoch haben wollen, mehr dafür bezahlen müssen.

Es „wird mehr Wahlmöglichkeiten geben“, war ja eine Verheißung des liberalen Gesundheitsreformers. Aber das auf Kosten der Versicherten, der Patienten.

Bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln muss jeder Patient im Grundsatz 10 % des Preises zuzahlen. Mindestens sind es fünf, höchstens 10 €. Modifiziert wird der Betrag durch die Rabattverträge

der Krankenkassen (von der ApothekenUmschau „umstritten“ genannt) mit einzelnen (!) Produzenten der Pillen, Tropfen und Salben. Die wirkstoffgleichen Präparate anderer Produzenten sind eben „unrabattiert“ und möglicherweise richtig teuer. Wer sich die Mühe macht, den Zahlungsbeleg der Apotheke bei seiner Krankenkasse einzureichen, bekommt einen Teil (!) der Mehrkosten erstattet, so ist zu erfahren. Laut Gesetz darf nur der Preis eines Rabattproduktes vergütet werden. Merke: Den Apotheken sollen keine zusätzlichen Kosten entstehen! Die BARMER GEK weist auf ihre Internet-Infos zu Rabattpartnern und –produkten hin:

Neben Zusatzbeiträgen der gesetzlichen Krankenkassen, womit alle Kostensteigerungender Gesundheitsversorgung allein von deren Mitgliedern getragen werden, ist die „Mehrkostenregelung“ wohl die gravierendste Zumutung der Schwarz-Gelben für weniger zahlungskräftige Versicherte / Patienten.Ver.di-PUBLIK (01-02) polemisiert gegen die noch immer Unaufgeregten und deren Auffassung „wer nicht will, muss ja nicht“. Und das mit den Zusatzbeiträgen würde so schlimm nicht werden. „Wer so denkt, könnte spätestens im nächsten Jahr ein böses Erwachen erleben.“

Was die Rabatte für Arzneimittel betrifft, erwartet Florian Schulze vom Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, zugleich Referent für Gesundheits- und Pflegepolitik der Linksfraktion im Bundestag, dass die Hersteller diese künftig „von vornherein aufschlagen“ und ein solcher „Herstellerpreis dann die Grundlage für die Preisverhandlungen ist“. – „Neues Deutschland“, 22.9.2010

Übrigens: DIE LINKE fordert, dass die Mehrwertsteuer für erstattungsfähige Arzneimittel von 19 % auf den ermäßigten Satz von 7 % reduziert wird. Und: „Was auf dem Rezept steht, muss die bzw. der Versicherte ohne Zuzahlung erhalten!“

 

http://pitueberkrankegesundheitspolitik.yolasite.com

 

 

 

 Sozial geht anders! - 1/2011

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